Unter dem Elbsand

Unter dem ElbsandjpgEr rammte den Spaten in den Boden, wieder und wieder. Schon bald taten ihm die Hände weh. Trotzdem grub er unverdrossen weiter. Er rückte das Tuch zurecht, das er sich um die Stirn geknotet hatte. Das Blütenmuster darauf war natürlich eigentlich etwas für Mädchen, aber etwas anderes hatte er in der Laube nicht auftreiben können.
Seit zwei Tagen arbeitete er an dem Loch hinter dem Geräteschuppen nahe dem Zaun. Anfangs hatten er und sein Kumpel unter dem Kirschbaum graben wollen, aber da waren ihnen die Wurzeln dauernd in die Quere gekommen.
Den ersten Tag hatten sie sich noch abgewechselt, Lennard und er, aber Lennard hatte schon bald keine Lust mehr gehabt. Ist doch quatsch, hatte er gesagt und mit einer Fußspitze einen Stein in das Loch gekickt. Warum sollte der Schatz ausgerechnet in eurem Schrebergarten vergraben sein?

„Ich werde nicht mit dir teilen“, hatte Fritz ihm erbost hinterhergerufen, als sein Kumpel abgezogen war. „Memme, Verräter“, knurrte er im Takt der Spatenhiebe. Seine Wut verlieh ihm Kraft. Lennard würde schon sehen, was er davon hatte, wenn er erst einmal mit dem Schatz von Kapitän Störtebeker aufkreuzen würde!
Und da stieß er auf einen Widerstand. Fritz setzte noch mal nach. Es klang hohl. Kein Zweifel, hier war etwas Festes im lehmigen Boden, aber nicht so hart wie die zahllosen Steine, die er schon hervorgeklaubt hatte. Wie ein Fachmann setzte er den kleinen Spaten, den ihm sein Großvater geschenkt hatte, als Hebel ein. Stöhnend förderte er zutage, was die Erde so viele Jahre verborgen gehalten hatte. Er starrte auf das Relikt. Dann lief er zu seiner Mutter.
Wie jeden Tag zwischen April und Oktober lag sie, sobald die Sonne schien, in Jeanshorts und Bikinioberteil auf einem Liegestuhl. Schweiß glitzerte zwischen ihren kleinen Brüsten. Auf der Nase trug sie eine übergroße, weiß gefasste Sonnenbrille, die sorgfältig manikürten Finger ruhten auf einer Zeitschrift, in der Fritz sie niemals lesen sah.

„Mami, guck mal.“
Ihre Augen hinter der Sonnenbrille blieben fest geschlossen.
„Ich habe einen Piraten gefunden.“
„Na toll.“ Sie seufzte und zupfte ihr Bikinioberteil zurecht.
Er legte ihr seinen Schatz direkt in den Schoß.
„Einen echten Piraten“, sagte er glücklich.
Sie öffnete die Augen.
Dann schrie sie.

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Z.B. bei meinem liebsten Münchner Bücherladen Glatteis. Oder der Hamburg-Wilhelmsburger Buchhandlung Lüdemann. Ach ja – E-Books kann man da natürlich auch kaufen :-).